Flüchtlinge gehen zur Feuerwehr

Flüchtlinge gehen zur Feuerwehr   Von Michaela Reh
Brunsbüttel - Seit Jahren leidet die ehrenamtliche Feuerwehr in Brunsbüttel unter Nachwuchsproblemen. Ganz besonders auf der Südseite.
Gemeindewehrführer Bernd Meier und seine Mitstreiter werden nicht müde, überall kräftig die Werbetrommel zu rühren. Bei den ausländischen Neubürgern haben sie jetzt offenbar Erfolg. 16 Flüchtlinge interessieren sich ernsthaft für die Arbeit der Wehr. Für sie wird in Kürze ein spezieller Grundausbildungs-Lehrgang angeboten.


Angefangen hat alles mit einem Info-Abend für Flüchtlinge, den Bernd Meier gemeinsam mit dem Verein Brunsbüttel hilft auf die Beine gestellt hat. „Ich war überrascht, dass so viele Asylbewerber Lust haben, bei uns mitzumachen.“ Aber offenbar suchen viele der Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, eine sinnvolle Aufgabe. „Morgens besuchen die meisten von ihnen einen Sprachkurs, aber nachmittags kommt dann die Langeweile auf. Das haben mir viele erzählt“, sagt Meier. Die möglichen neuen Feuerwehrmitglieder sind zwischen 16 und 30 Jahre alt und kommen unter anderem aus Syrien und Afghanistan. Für viele ist die ehrenamtliche Organisation zur Brandbekämpfung etwas Fremdes. „In Afghanistan übernimmt beispielsweise das Militär diese Aufgabe oder aber die Bevölkerung regelt das selbst.“
Während der Info-Veranstaltung gab es auch eine kleine Übung, bei der die jungen Männer gleich mit anpacken und „löschen“ durften. „Sie haben sich alle sehr geschickt angestellt“, lobt Bernd Meier. Die meisten der Anwärter würden außerdem schon über sehr gute Deutschkenntnisse verfügen. Deshalb hat sich die Feuerwehr entschlossen, die Flüchtlinge auszubilden, um die eigenen Personalprobleme damit vielleicht besser in den Griff zu bekommen. „Wir wollen den Lehrgang nachmittags veranstalten, weil die Vormittage der künftigen Mitglieder ja noch mit Sprachkursen belegt sind“, sagt Bernd Meier. Zwischen 80 und 90 Stunden sind eingeplant. Die reguläre Grundausbildung umfasst sonst 72 Stunden. Auf die ehrenamtlichen Kräfte kommt nun eine Menge Arbeit zu: „Glücklicherweise werden wir von unserer Hauptwachabteilung unterstützt.“ Aus versicherungstechnischen Gründen müssten alle Teilnehmer gleich Mitglieder der Feuerwehr werden. „Wir hoffen natürlich, dass viele von ihnen länger bleiben und dann irgendwann vollwertig eingesetzt werden können.“
Verbrennungslehre, Rechtskunde, Erste-Hilfe: Der Stundenplan für die Flüchtlinge wird umfangreich sein. „Wir müssen zunächst versuchen, alle Teilnehmer auf dasselbe Niveau zu bringen, was die Vorkenntnisse angeht. Den Erste-Hilfe-Kursus werden wir beispielsweise bei Null anfangen.“
Von den interessierten Flüchtlingen wohnen übrigens fünf auf der Südseite. Dort werden neue Kräfte am dringendsten gebraucht. Um den Schutz der Bevölkerung jenseits des Kanals zu gewährleisten, mussten sich die Verantwortlichen bereits einiges einfallen lassen. Unter anderem hat man die Industrie um Unterstützung gebeten und den Arbeitsplatz der hauptamtlichen Kräfte von der Nord- auf die Südseite verlegt. „Zurzeit sind es nur fünf aktive Ehrenamtler, eigentlich bräuchten wir mindestens 27“, sagt Bernd Meier. Vielleicht sei der Einsatz der Flüchtlinge die Lösung.

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