Mehrsprachige Flyer „Sicher unterwegs mit dem Fahrrad“

adfc München erklärt in einem Flyer bildhaft die wichtigsten Verkehrsregeln für Rad fahrende. Der Flyer ist auf Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Farsi und Französisch unter dem folgenden Link verfügbar:

 https://www.adfc-radfahrschule.de/kurse-fuer-fluechtlinge.html

Fahrradfahren will gelernt sein

Am Anfang herrscht noch Zurückhaltung, doch dann fassen sich die ersten ein Herz und radeln los. Günther Wrobel (rechts) achtet darauf, dass alles korrekt verläuft. Fotos: Habib; Sowohl jugendliche als auch ältere Radfahrer machen mit.; 

Julia Heyer organisiert Unterricht für Flüchtlinge

Von Hengameh Habib
Brunsbüttel - Es herrscht eine gelöste Stimmung auf dem Schulhof der Boy Lornsen Grundschule. Etwa 20 Flüchtlinge haben sich um Günther Wrobel versammelt und hören ihm zu. Der ADAC-Mann bietet seit fast 30 Jahren Fahrradtraining für Kinder an. Nun will er den Flüchtlingen mehr Sicherheit am Lenker vermitteln.
Die Idee zur Fahrradschule hatte die Flüchtlingskoordinatorin Julia Heyer. Mehrfach war ihr zu Ohren gekommen, dass viele Flüchtlinge offenbar mit den Verkehrsregeln überfordert seien und sich nicht korrekt verhalten würden. Vor allem in der unteren Koogstraße seien manche Brunsbütteler verärgert darüber, dass einige Flüchtlinge auf den Gehwegen fahren. „Die meisten Asylbewerber kommen aus großen Städten, sind es gewohnt, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Daher gibt es nun Unsicherheiten bei ihnen“, erklärt Julia Heyer. Diejenigen, die in der Heimat Fahrrad fuhren, hatten selten Verkehrsregeln zu beachten. „Wir haben außerdem Menschen bei uns, die nicht lesen und schreiben können; mit Verkehrszeichen können sie nichts anfangen.“
Julia Heyer machte sich Gedanken, wie sie helfen kann. Zwar hat sie die ihr bekannten Flüchtlinge darüber informiert, was sie entlang der Koogstraße beachten müssen. Bei derzeit mehr als 500 in der Stadt lebenden Asylanten war das aber nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.
So kam sie auf die Idee der Fahrradschule. Ihr schwebte vor, die wichtigsten Straßenschilder zu vermitteln, zu verdeutlichen, was auf dem Zweirad gestattet ist, wo gefahren werden darf und was einem blüht, wenn man die Regeln missachtet. „Ich wusste nicht, dass man Bußgelder zahlen muss“, sagt ein verblüffter 17-Jähriger Syrer, der sich mit seinem Spitznamen Costa vorstellt.
Bis zur Umsetzung der Fahrradschule vergingen mehrere Monate, denn die Organisation erwies sich als schwierig. „Die Polizei hatte leider keine Zeit. Die Fahrschulen bieten zwar solchen Unterricht an, aber die Kosten konnten wir nicht tragen“, so Heyer. Auf der Suche nach anderen Möglichkeiten stieß sie im Internet auf eine Broschüre, die für Ihre Zwecke wie gemacht schien. Mithilfe des Materials und Unterstützung von Manuels Fahrschule und den zwei jungen Leuten, die bei der Stadt einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren, Friederike Niebuhr und Jan Adolph, erstellte sie eine Präsentation. Über den Verein Brunsbüttel hilft, fand Heyer einen Referenten, Gerhard Ostwald. Mehr als 20 Flüchtlinge kamen mit einem Haufen Fragen im Gepäck zum theoretischen Unterricht. „Als Evelyn Pahl, die Ganztagskoordinatorin der Boy Lornsen Grundschule, von meiner Idee hörte, vermittelte sie den Kontakt zu Herrn Wrobel und alles nahm seinen Lauf“, sagt eine sichtlich erleichterte Julia Heyer. Boy-Lornsen-Grundschulleiter Uwe Niekiel stimmte gleich zu, den Hof für den Parcours zur Verfügung zu stellen. Zu Beginn des Fahrradtrainings scheuen sich die Flüchtlinge loszulegen - vor allem der als eine Acht aufgestellte Weg schreckt sie ab. Dann aber fassen sich die ersten ein Herz, springen aufs Rad und fahren los. „Meistens denken die Leute viel, wenn sie in die Acht hineinfahren“, sagt Günther Wrobel. Die Mehrheit der anwesenden Flüchtlinge zeigt hier ebenfalls Unsicherheiten, immer wieder werden Steine umgefahren. Aber ans Aufgeben denkt keiner von ihnen, es geht zurück an den Start und wird von vorn begonnen. Wer die Runde schafft und ans Ziel gelangt, der wird von den anderen mit Applaus in Empfang genommen.
Nach etwa einer Stunde ist der praktische Teil vorbei , und Julia Hayer ist mit dem Ablauf zufrieden. „Es hat einfach alles gepasst, die Teilnehmer hatten Spaß, sie haben was gelernt und das Wetter war auch gut.“ Geht es nach der Flüchtlingskoordinatorin, soll die Fahrradschule fortgesetzt werden. „Aber es spielen ganz viele Faktoren eine Rolle, daher müssen wir sehen, wie es weitergeht.“