Gegen Ängste und Vorurteile

Seit der Eröffnung ist der I-Treff (Integrationstreff) in der Koogstrasse 20 eine wichtige Anlaufstelle für Flüchtlinge und Sprachhelfer. Am frühen Montag Nachmittag überzeugte sich Bischof Gothart Magaard von der gelebten Integration in der Schleusenstadt.


 Brunsbüttel (md) Seit rund drei Monaten ist der Integrationstreff an der Brunsbütteler Koogstraße eine wichtige Anlaufstelle für Flüchtlinge. Gestern Nachmittag überzeugte sich Bischof Gothart Magaard von der gelebten Integration in der Schleusenstadt.
Magaard ist seit Mai 2014 Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Er interessiert sich sehr für die Flüchtlingsarbeit in Dithmarschen. Auf seiner Reise durch den Kreis besuchte er neben der Schleusenstadt auch Meldorf und Süderdeich.
Die Stimmung im Gebäude an der Koogstraße ist ausgelassen. Rund 15 Flüchtlinge haben sich an den Tischen versammelt, trinken Kaffee und tauschen sich aus. Zwei unter ihnen nutzen ihre Deutschkenntnisse und fragen die Gäste, was sie trinken wollen. Sie sind zuvorkommend und aufmerksam.

Nach fast drei Monaten ist der Integrationstreff in Brunsbüttel für die Flüchtlinge eine feste Institution geworden. Dort kommen sie zusammen, um sich zu unterhalten, Deutsch zu lernen oder ihre Hausaufgaben zu erledigen. Einmal in der Woche ist ein ehemaliger Richter zu Gast und hilft den Besuchern beim Ausfüllen von Formularen. „Wir haben es weit geschafft, und trotzdem gibt es noch einiges zu tun“, sagt Bernd Brandt, Vorsitzender von Brunsbüttel hilft. Der Verein hat den Integrationstreff ins Leben gerufen. Gemeinsam mit den Flüchtlingen haben zahlreiche ehrenamtliche Helfer das Gebäude an der Koogstraße renoviert. Derzeit fehlt draußen noch die passende Beschriftung, und auch an der Akustik muss noch gearbeitet werden. „Es hallt in den Räumen sehr, sodass schnell Unruhe entsteht“, sagt Bernd Brandt. Der Integrationstreff ist an fünf Tagen in der Woche jeweils für vier Stunden geöffnet. „In der Regel sind 25 bis 30 Flüchtlinge zu Gast. Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Brandt.

Bischof Magaard zeigt sich beeindruckt von der Einrichtung und der ehrenamtlichen Arbeit der Brunsbütteler. Mit seinem Besuch wolle er allen Beteiligten Mut machen. „Die Integration ist ein langer und hindernisreicher Weg, den es zu meistern gilt. Ich weiß, dass einige Helfer langsam an ihre Belastungsgrenze kommen“, sagt Magaard. Der Aussage können Bernd Brandt und Christin Scharge nur zustimmen. „Mich fängt das Gefühl zu helfen immer wieder auf“, sagt der Vorsitzende. Für Scharge sei es vor allem die emotionale Belastung, die ihr zu schaffen mache. „Momentan kann ich keine Nachrichten mehr von geschlossenen Grenzen sehen. Ich kenne zu viele Einzelschicksale. Das nimmt mich zu sehr mit“, sagt sie. Magaard ermutigte die ehrenamtlichen Helfer, weiterzumachen. „Solche Einrichtungen sind wichtig, sie bauen Vorurteile ab und helfen bei der Integration. Ohne das Ehrenamt ist die Aufgabe nicht zu meistern“, sagt er.

Vorurteile und Angst vor dem Unbekannten wollen Brandt und seine Helfer mit dem Integrationstreff abbauen. Denn die Tür steht nicht nur den Flüchtlingen, sondern auch den Brunsbüttelern offen. „Was man nicht kennt, macht einem Angst, das ist normal“, sagt Brandt. Doch bereits nach dem ersten Besuch seien die meisten Hemmungen gegenüber den neuen Bürgern verschwunden, sagt der Vorsitzende. Vielmehr zeigten sich die Bewohner der Schleusenstadt von dem Lernwillen der Asylanten überrascht. „Einige von ihnen sprechen inzwischen sehr gut deutsch“, sagt Brandt.
Der Bischof freut sich über die Arbeit, die in den einzelnen Gemeinden geleistet wird. „Ich habe den Eindruck, dass sehr viele kirchliche Einrichtungen die Flüchtlinge unterstützen. Viele haben ihr Herz für die Neubürger geöffnet, auch wenn man das nicht immer gleich sieht“, sagt er.

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