Ein Syrischer Vermittler

Der neue Lotse für Flüchtlinge Wael Hamid (rechts) aus Syrien erklärt einem Besucher des Sozialkaufhauses die Abkäufe in der Einrichtung. Foto: Dießelkämper
Der neue Lotse für Flüchtlinge Wael Hamid (rechts) aus Syrien erklärt einem Besucher des Sozialkaufhauses die Abkäufe in der Einrichtung. Foto: Dießelkämper

WAEL HAMID ARBEITET ALS FLÜCHTLINGSLOTSE IM BRUNSBÜTTELER SOZIALKAUFHAUS

 

(md) Vor vier Monaten kam Wael Hamid mit einem Boot nach Europa. Inzwischen lebt der 36-Jährige in der Schleusenstadt und engagierte sich zunächst ehrenamtlich bei Hoelp. Seit März ist er als Lotse für Flüchtlinge angestellt und hilft seinen Landsleuten dabei, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden.

Lange Schlangen und großes Gedränge vor der Essensausgabe im Brunsbütteler Sozialkaufhaus. „Im vergangenen Jahr gab es einen erhöhten Zulauf von Menschen mit Migrationshintergrund“, sagt Alexander Rose, Leiter der Hoelp Geschäftsstelle in St. Michaelisdonn. Die Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, um dem Ansturm Herr zu werden. „Da prallen zum Teil Welten aufeinander. Die kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe sind sehr verschieden“, sagt Rose. Mit viel Geduld und Händen und Füßen versuchen seine Kollegen, den Neuankömmlingen den Ablauf in der Einrichtung zu erklären. „Es gibt Registerkarten und Nummern, das ist alles nicht ganz einfach zu verstehen“, sagt der Leiter.

Größte Hürde ist dabei die Sprache. „Wir brauchten jemanden, der die kulturellen Gepflogenheiten kennt, und sich mit den Flüchtlingen verständigen kann.“ Aus diesem Grund wurde die Anstellung als Flüchtlingslotse mit Wael Hamid besetzt. „Er ist durch sein handwerkliches Geschick aufgefallen. Zudem spricht er gut Englisch, Arabisch und etwas Deutsch“, sagt Claus Moritz, Betriebsleiter des Sozialkaufhauses Brunsbüttel.

Wael Hamid stammt aus Syrien. Dort arbeitete er als gelernter Tischler in seiner eigenen Werkstatt in Latakia, einer 400 000 Einwohner Stadt am Mittelmeer. Hauptsächlich restaurierte er alte Möbel. Doch sein Geschäft wurde zerbombt und Wael wurde in den Krieg einberufen. Aus diesem Grund entschloss sich der 36-Jährige zur Flucht. Seine Frau und seine Tochter musste er in der Heimat zurücklassen. „Für sie ist es nicht so gefährlich, wie für mich. Dennoch mache ich mir Sorgen um sie“, sagt der Syrer.
Wael soll als Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und den Flüchtlingen fungieren und ihnen die Abläufe in dem Sozialkaufhaus und der Tafel erklären. Aber auch Fragen rund um das Thema Behörden und das Leben in der neuen Heimat beantworten sowie die Betroffenen an die zuständigen Stellen verweisen. Im Tagesgeschäft kommen die Mitarbeiter nicht immer dazu, sich ausreichend Zeit für die Neuankömmlinge zu nehmen. Zudem komme durch die intensive Betreuung der Asylanten schnell eine Neiddebatte auf, sagt Rose. „Die deutschen Kunden fühlen sich schnell vernachlässigt. Dabei ist unsere Hilfe für alle da.“ Durch den Lotsen für Flüchtlinge hofft Rose, die Situation etwas entzerren zu können. Neben seiner Arbeit im Sozialkaufhaus besucht der 36-Jährige bis Mai an vier Tagen in der Woche noch einen Sprachkursus.

30 Stunden im Monat umfasst die sozialversicherungspflichtige Halbtagsstelle, die bis zum Ende des Jahres ausläuft. Finanziert wird die Anstellung mit 10 000 Euro von der Aktion Hand in Hand für Norddeutschland vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Den Rest übernimmt Hoelp. Wie es nach Auslaufen des Vertrages weiter geht, weiß Rose noch nicht. „Ob wir Wael weiter beschäftigen können, hängt von vielen Faktoren wie seiner Aufenthaltserlaubnis ab. Auch die Finanzierung müsse geklärt werden.“ Dennoch hofft er, das Projekt für ein weiteres Jahr umsetzten zu können.

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