Plastiktüte gegen Stoffbeutel

 Büsum (md) Nach dem Aufstehen heißt es erst einmal Zähne putzen. Dann noch das Gesicht mit einer Waschlotion eingeseift. Damit die Haut nicht trocken wird, schnell noch eine Creme aufs Gesicht auftragen. Wer jetzt glaubt, das hat doch nichts mit Plastik zu tun, der wird auf dem Büsumer Markt der Nachhaltigkeit eines Besseren belehrt.


Plastik in Cremes, Peelings und Zahnpasten. Bei den Produkten des täglichen Bedarfs ist nicht nur die Verpackung aus Plastik, sondern auch im Inhalt lassen sich Polyethylen und Mikroplastik finden. „In vielen kosmetischen Produkten befinden sich Kunststoffe“, sagt Kevin Hohm von der Schule am Meer. Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden hat er unterschiedliche Produkte auf ihren Plastikgehalt untersucht. Beispielsweise wurden ein paar Gramm eines Peelings in Wasser gelöst und anschließend filtriert. Was übrig bleibt, sind feine Körner. „Das ist Mikroplastik“, sagt Hohm. In Zahnpasta sorgt der Stoff dafür, dass die Zähne weißer werden. Beim Peeling für eine ebenes Hautbild. „Das Problem ist: Die Kläranlagen filtern nicht alles Plastik aus dem Wasser. Und so gelangt es in die Meere und landet letztendlich auf unserem Tisch“, sagt der 18-Jährige.
Zeitweise tummelten sich bis zu 1000 Besucher auf dem Ankerplatz. An insgesamt 25 Ständen konnten sie sich über das Thema Plastik informieren. „Verschmutzung durch Plastik ist ein Problem, das uns alle betrifft. Doch nicht jeder sieht es, weil die Verschmutzung weit draußen auf dem Meer ist“, sagt Dirk Sopha, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Dithmarschen (AWD). Jeder könne während der Veranstaltung lernen, wie leicht es sei, auf Plastik zu verzichten.
Für die Büsumer war es ein Leichtes, die ihnen gestellte Stadtwette zu meistern. Die AWD und Hoelp hatten gewettet, dass es die Bewohner des Nordseeheilbades nicht schaffen, innerhalb von drei Stunden 1000 Plastiktüten gegen Stoffbeutel zu tauschen. Bereits um 11 Uhr hatten sie die 1000er-Marke geknackt. „Ich bin überwältigt, wie viele Leute eine Plastiktüte mitgebracht haben“, sagt Alexander Rose, Geschäftsführer der Hoelp. Passend zum Thema war er in Kleidung aus Kunststoff zur Veranstaltung erschienen.
Prominente Gäste waren an diesem Vormittag der Landrat Dr. Jörn Klimant sowie Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Umwelt, Landwirtschaft und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. Beide zeigten sich sichtlich beeindruckt von der Vielfalt der Veranstaltung und drehten mit Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje eine Runde über den Ankerplatz.
Währenddessen greift Ole Achilles beim Stand von Aladin - die Abkürzung steht für außerschulischer Lernort der Abfallwirtschaft Dithmarschen - zur Schaufel. Auf dem Müllfriedhof heißt es tief buddeln, bis man etwas findet. „In jedem Behälter ist Abfall versteckt und wir müssen angeben, wie lange es dauert, bis er verrottet ist“, sagt der Elfjährige. Gerade hat er ein Nutella-Glas zutage gefördert. „Das dauert bestimmt eine Million Jahre, bis das verrottet ist.“ Nun, es dauert „nur“ 4000 Jahre.
Einige Meter weiter rattert eine Nähmaschine. Sechs Flüchtlinge schneiden Stoff zu und nähen bunte Stoffbeutel. „Wir haben 300 Stück für die Stadtwette angefertigt“, sagt Maike Sharif, Initiatorin des Projekts des runden Tisches in Marne. Die restlichen Stoffbeutel stammen von Hoelp und AWD.

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