Bessere Chancen

Von Beate Meißner
Marne - Zum ersten Mal erhält ein Schüler des Gymnasiums ein Stipendium der Start-Stiftung. Sie fördert begabte und engagierte Jugendliche mit Migrationshintergrund - so wie Mahdi Nabizadeh.
„Das ist ein tolles Gefühl“, sagt der 19-Jährige, „ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich angenommen werde.“ Vorgeschlagen für das Stipendium hat ihn Schulleiter Frank Beckmann. „Er ist ein sehr engagierter, verantwortungsbewusster junger Mann“, lobt er ihn, „das merkt man im Unterricht, wie er nachfragt, wie er mit anderen umgeht.“ Seit Kurzem pflegt der Schüler des zwölften Jahrgangs gemeinsam mit einem anderen auch die Internetpräsenz des Gymnasiums.


Mahdi Nabizadeh ist in Afghanistan geboren und lebt seit September 2011 hier, gemeinsam mit seiner älteren Schwester. Noch hat er keinen deutschen Pass, ist noch nicht als Flüchtling anerkannt. „Ich habe aber schon einen Brief bekommen, dass das klappt“, freut er sich. Der 19-Jährige hat vor zwei Jahren seinen Abschluss an der Reimer-Bull-Schule gemacht. Mit einem sehr guten Zeugnis, wie ihm Frank Beckmann bescheinigt -und ist jetzt auf dem Weg zum Abitur.
Da kommt die Förderung durch die Start-Stiftung gerade recht. „Ihr Ziel ist es, Schülern mit Migrationshintergrund die Integration an der Schule zu erleichtern und ihre Bildungschancen zu heben“, erklärt Beckmann. Es ist das erste Mal, dass ein Marner Gymnasiast so ein Stipendium bekommen hat. „Das liegt daran, dass wir relativ wenig Schüler mit Migrationshintergrund haben“, begründet der Schulleiter das. Insgesamt sind 16 Jugendliche aus Schleswig-Holstein ausgewählt worden.
Zwei Jahre lang, bis zum Abitur, bekommt Mahdi Nabizadeh finanzielle Unterstützung. „Das hilft auf jeden Fall“, freut er sich, „ich habe es gerade rechtzeitig geschafft. Und das werde ich auch nutzen.“ Die materielle Förderung beinhaltet ein vierteljährliches Bildungsgeld, einen Rechner mit Multifunktionsgerät und bei Bedarf weitere Zuschüsse, etwa für Praktika. Da hat der 19-Jährige schon etwas im Auge. Weil ihm die naturwissenschaftlichen Fächer besonders liegen, will er gerne ein Praktikum bei Airbus machen. „Das wird dann von Start finanziert“, sagt Mahdi.
Das Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, das inzwischen mehr als 120 Kooperationspartner hat, beinhaltet aber noch mehr. Das reicht von der persönlichen Betreuung durch ehemalige Stipendiaten oder solche, die schon länger dabei sind, wie im Fall von Mahdi Nabizadeh, bis hin zu einem Bildungsprogramm. Damit sollen die individuellen Fähigkeiten und Interessen, soll die Persönlichkeit gefördert werden. In den Genuss ist der 19-Jährige schon gekommen: Ein Rhetorikseminar hat er bereits besucht, am Freitag steht ein Computerseminar auf dem Programm. Die Teilnahme ist Pflicht. Es gibt aber auch Angebote, die frei wählbar sind: Wochenendarbeitskreise, Trainings- und Ferienakademien. Mahdi Nabizadeh will so viel wie möglich davon nutzen.
Was er nach dem Abitur machen will, weiß der Marner noch nicht. „Ich werde mir in diesem Jahr viel Zeit für die berufliche Orientierung nehmen“, sagt er, „mit Unterstützung der Start-Stiftung.“ Und das neben dem Volleyballspiel, der Pflege der Internetpräsenz des Gymnasiums, den Stunden, die er über den Hausaufgaben brütet und in denen er seiner Schwester hilft, ihre deutschen Grammatikkenntnisse zu verbessern. Obendrein gibt er noch Nachhilfe in Mathematik.
Seinen Mitschülern hat Mahdi Nabizadeh erst gestern von dem Stipendium berichtet. Auch wenn er mittlerweile stolz darauf ist: Hausieren geht er damit nicht.
Mehr über das Stipendium auf  hier 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0